KI und Achtsamkeit: Menschlichkeit, Verantwortung und Produktivität im Einklang
Häufig werden künstliche Intelligenz und Achtsamkeit als Gegensätze betrachtet. Auf der einen Seite steht die sich rasant entwickelnde Technologie, auf der anderen Seite Ruhe und Entschleunigung. Doch diese Sichtweise greift zu kurz.
In meiner Arbeit als KI-Experte und im Austausch mit meiner Frau Tatiana Stadler Stöckli, die als Psychologin und Achtsamkeitstrainerin tätig ist, erleben wir täglich, wie hervorragend sich diese beiden Bereiche ergänzen.
Künstliche Intelligenz kann Ihnen Arbeit abnehmen und Prozesse beschleunigen. Doch es braucht den achtsamen Menschen, um die richtige Richtung vorzugeben. Es geht nicht darum, mehr zu tun, sondern bewusster zu entscheiden.
Was ist Achtsamkeit?
Achtsamkeit bedeutet, den gegenwärtigen Moment bewusst und ohne Bewertung wahrzunehmen (nach Jon Kabat-Zinn). Sie stellt eine grundlegende Fähigkeit dar, die Ihnen hilft, aus dem Autopilot-Modus auszusteigen und mit Neugier sowie Offenheit (Anfängergeist) zu handeln.
Warum ist Achtsamkeit im KI-Zeitalter wichtig?
Achtsamkeit fördert Empathie, Urteilskraft und Fairness, zentrale Werte im Umgang mit Künstlicher Intelligenz. Sie unterstützt Sie dabei, bewusste Entscheidungen zu treffen, anstatt sich von Algorithmen oder Routinen leiten zu lassen. Besonders im Human-in-the-Loop-Ansatz bleibt der Mensch für kritische Entscheidungen verantwortlich.
Praktische Achtsamkeitsübungen für Ihren Alltag
Vom Wissen ins Tun: Drei Anker für Ihren Arbeitstag
Achtsamkeit bedeutet nicht, dass Sie stundenlang meditieren müssen. Gerade in einem dynamischen, technisierten Umfeld genügen oft schon kleine «Mikro-Inseln», um Klarheit zurückzugewinnen.
Hier sind drei Favoriten, die sich nahtlos in Ihren Arbeitsalltag integrieren lassen:
Der 60-Sekunden-Reset (Box-Atmung):
Ideal, bevor Sie eine komplexe Aufgabe beginnen oder eine wichtige Entscheidung treffen. Diese Technik beruhigt das Nervensystem und hilft Ihnen, sich zu fokussieren.
Einatmen (4 Sekunden), Halten (4 Sekunden), Ausatmen (4 Sekunden), Warten (4 Sekunden).
Wiederholen Sie dies 3–4 Mal. Es wirkt wie ein sanfter Neustart für den Kopf.Die STOP-Technik:
Wenn Ihr Stresslevel steigt oder alles gleichzeitig passiert, hilft diese Methode, den Autopiloten zu unterbrechen:
S (Stop): Halten Sie kurz inne. Unterbrechen Sie, was Sie gerade tun.
T (Take a breath): Nehmen Sie einen tiefen, bewussten Atemzug.
O (Observe): Beobachten Sie wertfrei: Was denken Sie gerade? Wie fühlt sich Ihr Körper an?
P (Proceed): Machen Sie erst jetzt weiter, mit neuer Ausrichtung und Klarheit.
Die Sensor-Kalibrierung (5-4-3-2-1):
Ideal, wenn sich ein «Tunnelblick» am Bildschirm einstellt. Diese Übung holt Sie zurück in die physische Realität:
Nennen Sie 5 Dinge, die Sie sehen.
Nennen Sie 4 Dinge, die Sie hören.
Nennen Sie 3 Dinge, die Sie spüren (z. B. die Füsse auf dem Boden).
Nennen Sie 2 Dinge, die Sie riechen.
Nennen Sie 1 Sache, die Sie schmecken.
Unser Tipp: Versuchen Sie nicht, alles auf einmal zu machen. Wählen Sie eine der Übungen aus und probieren Sie diese Woche in einem stressigen Moment aus.
Im Anschluss an die Achtsamkeitsübungen folgt nun eine praxisnahe Einführung in zwei entscheidende Felder für den digitalen Alltag.
Achtsamer Einsatz von digitalen Werkzeugen (M365 und Google Workspace)
Technologie kann Fokus fördern oder konstant ablenken. Mit den richtigen Einstellungen in Microsoft 365 und Google Workspace machen Sie aus Ihren Tools Produktivitätshelfer statt Stressfaktoren. Aktivieren Sie Fokuszeiten, dämpfen Sie Benachrichtigungen und nutzen Sie Funktionen wie «Später senden», um Achtsamkeit in Ihren digitalen Alltag zu bringen. So behalten Sie die Kontrolle über Ihre Aufmerksamkeit und reduzieren Mikrostress, ohne auf Effizienz zu verzichten.
Microsoft 365:
Viva Insights: Fokuszeiten/«Protect Time», Quiet Hours konfigurieren.
Teams: «Nicht stören» bei konzentriertem Arbeiten; Kanal-Benachrichtigungen gezielt reduzieren.
Outlook: «Später senden» ausserhalb der Kernzeiten; Regeln gegen unnötige Benachrichtigungen.
Google Workspace:
Kalender: «Fokuszeit» mit automatischer Ablehnung von Einladungen.
Gmail: «Später senden», «Prioritätseingang», strenge Filter.
Chat: «Nicht stören»/Zeitfenster; nur @Mentions für wichtige Kanäle.
Hinweis: Die genauen Einstellungen variieren je nach Tenant/Policy. Klären Sie die Umsetzung mit Ihrer IT-Abteilung.
Mindful Prompting
Mindful Prompting hilft Ihnen, KI-Anfragen klar, achtsam und strukturiert zu formulieren. Indem Sie vor jeder KI-Interaktion wichtige Aspekte bewusst reflektieren, verbessern Sie gezielt die Qualität und Fairness der Ergebnisse.
Ziel/Intention der Anfrage
Kontext/Zielgruppe
Tonalität & Werte (höflich, inklusiv, schweizerisch-präzise)
Qualitätskriterien (Faktencheck, Quellenart, Länge, Struktur)
Grenzen & Risiken (keine sensiblen Daten, keine heiklen Entscheide automatisieren)
Human-Review (wer prüft Inhalt/Ton/Fairness?)
Beispiel:
«Erstellen Sie einen E-Mail-Entwurf an Kundin X: freundlich, lösungsorientiert, Schweizer Hochdeutsch, max. 140 Wörter, 3 Betreff-Optionen. Nennen Sie offene Punkte als Checkliste. Markieren Sie Stellen für menschliche Prüfung.»
Fazit
Künstliche Intelligenz entfaltet ihren Wert, wenn sie achtsam und mit klaren Leitplanken eingesetzt wird. Starten Sie mit kleinen Routinen, reflektieren Sie regelmässig und nutzen Sie KI als Unterstützung, nicht als Ersatz für menschliche Präsenz und Verantwortung.
Ein achtsames, strukturiertes Vorgehen fördert die Qualität der Ergebnisse und hilft, Risiken zu minimieren. Setzen Sie digitale Werkzeuge achtsam ein, so bleibt der Mensch stets im Mittelpunkt und die Technologie wird sinnvoll genutzt.
Für eine vertiefende Praxis empfiehlt es sich, kurze Achtsamkeitsübungen in den Arbeitsalltag zu integrieren und digitale Tools gezielt zur Förderung von Fokus und Wohlbefinden einzusetzen. Bei Interesse an einem Team-Workshop oder weiterführenden Ressourcen nehmen Sie gerne Kontakt auf.
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